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Hochschule für Musik Detmold – Wo der Klang zu Hause ist
Wer in Detmold wohnt, hört sie – manchmal ganz leise, manchmal als Konzert im Palaisgarten: die Hochschule für Musik.
Sie ist ein Ort, an dem Musik nicht nur gelehrt, sondern gelebt wird. Zwischen barocken Mauern und moderner Klangtechnik entstehen hier jeden Tag neue Töne, Ideen und Begegnungen.
In unserer neuen Folge von „mein detmold – der Stadtpodcast“ besuchen wir die Hochschule für Musik Detmold (HfM) – gemeinsam mit Rektor Prof. Thomas Grosse und der Querflötistin Anđela Andolšek, die hier studiert und sich zugleich in der Musikervermittlung engagiert.
Zwischen Palaisgarten und 3D-Klang
„Das Hauptalleinstellungsmerkmal ist tatsächlich diese Campuslage – mitten im Grünen, mit Raum zum Atmen und Denken“, sagt Thomas Grosse.
Wer über den Palaisgarten geht, kann es sehen: 17 Gebäude, verteilt rund um das Neue Palais, bilden eine Art musikalisches Dorf. Hier wird komponiert, dirigiert, unterrichtet und geprobt – in Hörsälen, Villen und Sälen, die alle nur ein paar Minuten voneinander entfernt liegen.
Und Detmold klingt dabei erstaunlich groß. Über 450 Konzerte im Jahr verwandeln die Stadt in eine Bühne, auf der Musik in allen Formen erklingt – vom Solorezital über Jazz bis zur großen Opernproduktion im Landestheater.
Ein besonderes Aushängeschild ist das Detmolder Konzerthaus, ausgestattet mit einer europaweit einzigartigen Wellenfeldsynthese-Anlage. Mehr als 300 Lautsprecher schaffen dort ein dreidimensionales Klangerlebnis – so realistisch, dass man eine Flöte virtuell durchs Publikum wandern lassen kann. „Das ist wie ein akustisches Hologramm“, schwärmt Grosse.
Vielfalt im Studium
Die Hochschule wurde 1946 gegründet und bietet heute 36 Studiengänge: klassische Instrumental- und Gesangsausbildung, Dirigieren, Kirchenmusik, Musikpädagogik, Komposition, Tonmeister am renommierten Erich-Thienhaus-Institut, dazu neuere Fächer wie Musikvermittlung und Musikmanagement.
„Für uns Studierende ist das ein Luxus“, sagt Anđela Andolšek. „Man arbeitet eng mit Tonmeister:innen zusammen, nimmt eigene Konzerte auf, lernt im Orchesterprojekt, wie Aufnahme und Interpretation verschmelzen.“
Dass die HfM Detmold international hoch angesehen ist, zeigt ein Blick auf ihre Partnerschaften: 56 Musikhochschulen weltweit – von Wien und Paris bis Sydney und Taipei – kooperieren mit der Lippischen Hochschule. Meisterkurse und Austauschprojekte gehören ebenso zum Alltag wie Kooperationen mit der Nordwestdeutschen Philharmonie, dem Landestheater Detmold und dem Orchesterzentrum NRW.
Musik für alle
Ein Schwerpunkt, der die Hochschule von vielen anderen unterscheidet, ist die Musikvermittlung.
Dieser in Detmold entwickelte Studiengang macht Musik für Menschen erfahrbar, die bisher wenig Berührung damit hatten.
„Klassische Musik ist keine elitäre Sache“, betont Andolšek. „Sie gehört zu allen Menschen. Man muss sie nicht verstehen, um sie zu genießen – aber manchmal hilft es, wenn man sie erklärt.“
Rektor Grosse ergänzt: „Musikvermittlung ist mehr als Kinderkonzertpädagogik. Es geht um Teilhabe – darum, wie Musik Gemeinschaft stiftet.“
Das zeigt sich auch im Engagement der Hochschule in der Stadt: Kooperationen mit Schulen, Kitas, Musikvereinen und Chören, das neue Netzwerk Musikwelt Detmold, oder Konzertformate, bei denen Studierende moderieren und Publikum einbeziehen.
Zukunft mit Haltung
Natürlich verändert sich auch die Musikwelt. Streaming, KI, neue Hörgewohnheiten – all das prägt den Berufsalltag von Musiker:innen.
An der HfM Detmold wird diese Entwicklung bewusst reflektiert. „Wir lehren die Studierenden, sich in einer digitalen Welt zu behaupten“, sagt Grosse. „Aber die emotionale Tiefe und der menschliche Ausdruck bleiben unersetzlich.“
Und wer nach dem Studium hinausgeht, findet vielfältige Wege: Orchester, Opernhäuser, Musikschulen, Medien, Pädagogik, Management – oder eigene Ensembles und Projekte.
„Musik ist mehr als ein Beruf“, sagt Grosse. „Sie ist eine gesellschaftliche Sprache, die verbindet.“
Ein Ort, der klingt
Wer einmal auf dem Campus war, versteht schnell, warum so viele Studierende aus aller Welt nach Detmold kommen – und bleiben.
Hier trifft barocke Architektur auf moderne Akustikforschung, hier klingen Meisterkurse aus offenen Fenstern, und abends sitzen Studierende mit Instrumenten auf den Parkbänken im Palaisgarten.
Detmold ist klein – aber in der Musikwelt ganz groß.
Und vielleicht hört man, wenn man genau hinhört, irgendwo Brahms leise nicken:
„Hier wird viel musiziert.“