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Vom Containerschiff zum Curryduft

by residenz-redaktion@2025 | Mai 23, 2025

Manchmal führt der Kurs nicht geradewegs zum Ziel, sondern über ein paar spannende Umwege: Viviane Tippenhauer heuerte einst als Speditionskauffrau in der Schifffahrt an, legte dann das Abitur nach und studierte Innenarchitektur in Detmold – nur um wenig später festzustellen, dass ihr Herz in einer ganz anderen Kombüse schlägt.

„Alles, was ich unterwegs gelernt habe – Kreativität, Kalkulieren, internationale Kontakte – steckt heute in meinen Läden ‘Detmolder Löffelweise’ und ‘Pfeffersäckchen’“, erzählt sie und lacht über ihre eigene, ziemlich würzige Lebensmischung. Zwei Türen nebeneinander, Suppenküche hier, Gewürz-Wunderland dort: ein Kreislauf aus Duft, Geschmack und Geschichten.

Im Talk verrät Viviane, wie eng ihre Community vernetzt ist. Händ­lerinnen aus Madagaskar schicken ihr Vanille, Safranbauern aus der Schweiz melden sich mit Ernte-Neuigkeiten, und Gewürzmüller prüfen jede Charge im Labor, „sonst kommt mir das nicht in den Laden“. Auf der Suche nach besonderen Aromen wird sie zur Schatzjägerin – manchmal genügt ein winziger Rest aus dem Urlaubsbeutel eines Kunden, um zuhause ein ganzes Durban-Curry zu rekonstruieren.

Cajun-Vibes und Orientträume im Löffel

Dass Gewürze mehr sind als Beiwerk, zeigt ein Blick in ihre Koch­kurse. Dort führt Viviane erst zur „Holy Trinity“ der Cajun-Küche – Zwiebel, grüner Paprika, Sellerie – und dann zum Eintopf-Klassiker Gumbo, der mit geräucherter Andouille-Wurst und dunkler Mehlschwitze echte Südstaatensehnsucht weckt. Wer’s weniger scharf mag, lässt einfach den Cayenne weg: „Schärfe ist trainierbarer Schmerz, aber Aroma muss für alle da sein.“

Im orientalischen Kapitel geht es blumiger zu. Ras el Hanout beschreibt sie als „kleinen Orient in der Dose – null Chili, aber hundert Prozent Duft“. Kreuzkümmel darf dabei nie fehlen, immerhin importiert Deutschland stolze 1,7 Millionen Kilo pro Jahr. Und weil echter Geschmack nicht an Weihnachten endet, empfiehlt sie, übrig gebliebenes Lebkuchengewürz mutig in die Tomatensoße zu rühren – Mini-Orient zum Feierabend.

Selbst Gewürz-Evergreens überraschen: Paprika edelsüß ist Vivianes Bestseller, „je dunkler, desto besser“, denn Kerne und Trennwände fehlen – Ergebnis ist eine fast fruchtige Süße, die viele Kund:innen nach dem ersten Probieren nicht mehr hergeben wollen. Pfeffer hingegen steht „nur“ auf Platz drei, hat dafür aber über zwanzig Persönlichkeiten: vom langen Schoko-Pfeffer bis zum Tellicherry-Spätlese-Korn.

Am Ende bleibt die Botschaft: Angst raus, Löffel rein! Ob Safran im Gramm-Beutel, Zimt im Sommergulasch oder Coffee-Rub fürs Grillvergnügen – wer Viviane zuhört, merkt schnell, dass Neugier das wichtigste Küchenwerkzeug ist. Und sollte doch etwas Respekt bleiben, steht sie lächelnd im Laden, streut eine Prise auf den Handrücken und sagt: „Probier’s. Gewürze wollen benutzt werden.“

 

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