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Wie schmeckt der Herbst? – Eine Genussreise durch Aromen, Erinnerungen und Geschichten

von residenz-redaktion@2025 | Dez. 4, 2025

Wie schmeckt der Herbst eigentlich? Dieser Frage widmet sich die neue Folge von mein detmold – der Stadtpodcast. Gastgeber Tom Flügge und Co-Host Sabine Rosner sprechen mit zwei Frauen, die über Geschmack nicht nur reden, sondern ihn verstehen: der Detmolder Gewürzexpertin Viviane Tippenhauer und der Marketing- und Biersommelière Cornelia Müller-Hisje. Was als Gespräch über herbstliche Aromen beginnt, entfaltet sich schnell zu einer faszinierenden Reise durch Wahrnehmung, Erinnerung, Wissenschaft und Küchenkultur.

Gleich zu Beginn wird klar: Geschmack ist weit mehr als das, was auf der Zunge passiert. Cornelia Müller-Hisje erläutert, dass sämtliche Sinne beteiligt sind – selbst Geräusche können beeinflussen, wie etwas schmeckt. Ein rosa gefärbtes Glas Wasser könne plötzlich als „süß“ wahrgenommen werden, obwohl es neutral ist. Viviane Tippenhauer ergänzt, dass Geschmack und Geruch eng miteinander verknüpft sind: Rund 80 Prozent des Geschmackseindrucks laufen über die Nase. Besonders eindrücklich werde dies, wenn man erkältet ist – dann fehle der größte Teil des Aromas vollständig.

Der Herbst ist für viele Menschen eine Jahreszeit der warmen Gewürze. Zimt, Muskat, Ingwer oder Piment wirken nicht nur aromatisch, sondern lösen auch Assoziationen von Geborgenheit und Wärme aus. Tippenhauer erklärt, dass viele dieser Gewürze durchblutungsfördernd wirken und deshalb als „wärmend“ empfunden werden – ein Grund, warum sie in der kalten Jahreszeit so beliebt sind. Auch die historischen Wurzeln dieser Gewürze kommen zur Sprache: Zimt und Muskat seien bereits über die arabischen Handelswege im Mittelalter nach Europa gelangt und hätten damals einen immensen Wert besessen.

Ein besonders lebendiger Moment der Folge ist die gemeinsame Entdeckung von Pumpkin Spice. Die beiden Expertinnen erläutern, dass diese Mischung keineswegs eine moderne Erfindung ist, sondern bereits im 19. Jahrhundert schriftlich erwähnt wurde – ursprünglich als Würze für den Pumpkin Pie. Dass darin meist gar kein Kürbis steckt, sondern Zimt, Ingwer, Muskat und Piment, überrascht viele bis heute.

Auch das Thema Bier erhält seinen Platz – und zwar mit einer unerwarteten historischen Perspektive. Cornelia Müller-Hisje berichtet von den „Alewives“, mittelalterlichen Bierbrauerinnen, deren spitze Hüte, Besen und Katzen vermutlich zur Entstehung des späteren Hexenbildes beitrugen. Durch ihre Erzählungen zeigt sie, wie eng Geschmack, Kulturgeschichte und gesellschaftliche Rollenbilder miteinander verwoben sind.

Spannend wird es ebenfalls beim Thema Foodpairing. Müller-Hisje beschreibt, wie sehr Temperatur, Textur und Begleitgetränk das Geschmackserlebnis verändern können. Die Kohlensäure eines Bieres könne beispielsweise die Zunge wieder „freibrizzeln“ und dadurch Aromen neu hervorheben. Tippenhauer ergänzt, dass Schärfe eigentlich keine Geschmacksrichtung ist, sondern ein Schmerzreiz – und dass sie trainierbar ist.

Zum Schluss wird noch eine Hörerfrage aufgegriffen: Warum riechen Zimtkerzen wunderbar, während Zimt im Essen manchen Menschen nicht schmeckt? Die Antwort überrascht: Zimt werde hauptsächlich über den Duft wahrgenommen. Geschmacklich zeige er sich oft scharf, trocken und krümelig, was irritierend sein könne.

Diese Podcastfolge zeigt, wie vielfältig und vielschichtig der Herbst schmecken kann. Sie verbindet Wissen mit Humor, Küchenpraxis mit Kulturgeschichte und weckt Lust darauf, die eigene Wahrnehmung neu zu entdecken. Ein Gespräch voller Aha-Momente – und der Beweis, dass Genuss weit mehr ist als nur eine Frage des Geschmacks.

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